Die Ästhetik des Mangels

Der Mensch ist ein Mängelwesen. Wir alle haben Mängel, uns allen fehlt etwas, wir sind imperfekt und auf der Suche, nach irgendetwas, wir alle sind Versehrte und verstümmelt, auf die eine oder andere Weise, innen oder außen, beim einen ist dies mehr, beim anderen weniger sichtbar, der eine zeigt es, der andere verbirgt es. Die Mängel sind es oft, die uns antreiben, auf den Weg bringen zu Kunst und Kultur oder wohin auch immer, die uns werden lassen, was wir sind, die uns erst lebensfähig und liebenswert machen, ohne Mängel fehlte uns geradezu etwas.

Und es geht nicht darum, die Mängel zu überspielen, aber sie zu umspielen. Dann kann Perfektion entstehen, manchmal, gerade aus dem Mangel, dann kann Schönheit entstehen und Eleganz, gerade aus der Versehrtheit. So wie hier. Und eigentlich weiß ich nicht, warum mich das zum weinen bringt.

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Vielen Dank für diese Video-Perle an ANUDEM.

2 Comments for “Die Ästhetik des Mangels”

Marc | Wissenswerkstatt

says:

Ja, wirklich beeindruckend, berührend und natürlich absolut raffiniert inszeniert und choreographiert. Die Tatsache, daß hier ein körperliches Handicap vorliegt wird dadurch quasi unsichtbar.
Und ich würde insofern überhaupt nicht von „Mängelwesen“ sprechen wollen, denn die Rede vom Menschen als „Prothesengott“ wäre hier – obwohl von Freud anders gemeint – ebenfalls zutreffend.

konner

says:

Hm… vielleicht weil die Choreografie an eine Beziehung erinnert, oder halt an das, wie der Tanz von zwei Menschen aussehen könnte oder sollte, wo beide wissen „Da fehlt dem was, aber hey, tanzen kann und will ich mit dem trotzdem.“
Oh Gott… ich werde kitschig…
Mir ist übrigens erst am Ende aufgefallen, dass die Dame nur einen Arm hat.

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