Der Lieblingsmensch und ich, wir führen ja eine moderne Beziehung. Unter anderem laufen bei uns ganz viele Dinge online. So begann das alles jedenfalls vor sechs Jahren und setzte sich fort mit täglichen und nächtlichen Mails. Aber auch mit einem ersten Treffen am 25. August 2005 (wohlgemerkt schon nach erst sieben Mails) im Café Mozart in München. Und wie das mit dem ersten Kuss war, das steht ja sowieso schon in meinem Blog (wobei ich dieses Blog ja sozusagen von ihm geschenkt bekam). Da kann man auch nachlesen, dass es schon ziemlich bald ziemlich hoffnungslos um mich stand und ich dem Lieblingsmenschen rettungslos verfallen bin.
Nachdem unsere Geschichte also sowieso schon im Internet steht, kann man hier ja auch kurz von der neusten Entwicklung berichten: der Lieblingsmensch und ich, wir haben uns geheiratet. Er mich und ich ihn. Erste Anläufe dazu fanden mal wieder per Mail statt, in Sydney gab es im März 2011 dann aber auch nochmal einen Antrag von ihm, mit Ring und so. Und zwar im thailändischen Restaurant „Green Chillies“ in Sydneys Alternativ- und Schwulenviertel (entlang der Oxford Street). Dort fühlten wir uns nach jahrelangem Wohnen in Münchens Glockenbachviertel natürlich fast zu Hause und mit Chillies hat es mein Liebster ja ohnehin…
An vorgeschriebene Reihenfolgen haben wir uns selten gehalten, deshalb gibt es jetzt nach der Hochzeit auch keine Hochzeitsreise. Die gab es schon vorher, Marc und ich und das Beutelthierchen sind gute vier Monate (von Januar bis Mitte Mai) durch Neuseeland und Australien getourt. Gut dokumentiert ist das hier, natürlich wieder online, Fortsetzung folgt übrigens noch (am Ende der Reise waren wir etwas faul, aber das wird noch nachgetragen!).
Es soll ja Leute geben, die sich nach der Hochzeitsreise gleich wieder trennen, weil sie es miteinander nicht aushalten. Uns konnte das auf diese Weise nicht passieren. Und auch nachdem wir vier Monate quasi dauernd zusammen, dauernd in einem Raum bzw. Auto bzw. Camper waren, ohne Unterbrechungen, wollten wir trotzdem noch heiraten. Mein Vater nannte das in seiner Hochzeitsrede den „größten denkbaren Stresstest“, den wir bestanden haben. Also setzten wir den Plan schnellstmöglich in die Tat um und am 6. August 2011 war es schließlich so weit.
16 ausgewählte Gäste wurden um 11:30 Uhr in die Uhrenstube in Schwäbisch Gmünd geladen. In diesem holzgetäfelten Trausaal mit Butzenscheiben fanden wir eine sehr freundliche und fröhliche Standesbeamtin vor, die eine schöne Ansprache mit zahlreichen Erich-Fromm-Zitaten hielt. Und sprachen schließlich beide aus, weshalb wir gekommen waren: Ja! Ringwechsel, Kuss, Gratulationen, Sektempfang im Sonnenschein im Spitalhof mit all den lieben Menschen – alles verging wie im Fluge!
Über den Marktplatz und vorbei an der romanischen Johanniskirche lief unser Hochzeitszug dann zum Rokokoschlösschen, dem 1780 vom damaligen Bürgermeister Gmünds (Georg Franz Stahl Edler von Pfeilhalden) für seine Frau errichteten Lustschloss, ein Traum in rosarot! Nachdem das Mittagessen mit gebackenem Ziegenfrischkäse, Schwäbischem Filetpfännle oder gebratener Lachsforelle und Nachtisch im stuckverzierten, kronleuchterbehangenen und teilvergoldeten Saal eingenommen war, machten wir uns auf den Weg zur Kaffeetafel. Eine zweistöckige Hochzeitstorte mit Marzipan-Brautpaar konnten der Lieblingsmensch und ich dann gemeinsam anschneiden (und verspeisen!). In Wohnzimmer und Garten, bei Kaffee, Kuchen, Fußballgekicke und Begutachtung unseres Zoos klang unsere Feier dann aus.
Ich habe in eine sehr besondere Familie eingeheiratet, so kann man das vielleicht sagen. Jedenfalls leben wir jetzt zu fünft (eine Generation) in einer Villa Kunterbunt mit kunterbuntem Garten, dem Hund Balu, der Katze Felix und vielen Fischen, die in einem großen Teich herumschwimmen und alle auch einen Namen haben. Auf dem Land in der Nähe von Schwäbisch Gmünd. Im Garten setzen wir jetzt die Kiwi-Pflänzchen ein, die wir von meiner lieben Trauzeugin und besten Freundin geschenkt bekommen haben. Denen erzählen wir dann von Neuseeland, damit sie kein Heimweh bekommen.
Und wir beide, der Lieblingsmensch und ich, versuchen in die Tat umzusetzen, was mein Vater uns mitgegeben hat in seiner Rede: „Mit jedem Wechsel der Lebensumstände – und seien es auch nur die dahinfließenden Jahre – verändert sich der Mensch, langsam, unmerklich. Die große Aufgabe in der Ehe ist es, seine Liebe diesen Wandlungen anzupassen. Da die Liebe keine Forderung an den Partner ist, sondern ein Geben, bedeutet dies ständige Liebesarbeit.“ Möge uns diese Arbeit an der Liebe gelingen! Und uns viel Spaß machen!
6 Comments for “Hochzeit mit dem Lieblingsmenschen”
Markus Trapp
says:Danke für den wunderbaren Bericht und herzlichen Glückwunsch Euch beiden zur Hochzeit.
Ich finde, und ich meine das – obwohl ich Euch ja nur aus dem Internet kenne – ganz im positiven Sinne: Ihr habt Euch verdient. 😉
Steffi
says:So ein schöner Blogeintrag, als wär man ein bisschen dabeigewesen. 🙂 Also, noch einmal ganz herzliche Glückwünsche (und Deinen Vater hätte ich mir gern auch mal ausgeliehen bei so einer inspirierenden Rede)!!
Sprachspielerin
says:Lieber Markus, das mit dem „sich gegenseitig verdient haben“ hat wohl in jedem Sinne irgendwie seine Berechtigung bei uns beiden… 🙂 Danke für die Glückwünsche!
Liebe Steffi, meinen Papa gebe ich aber nicht her! 😉
Harald (der Papa)
says:Sehr schön, wieder mal was von der Sprachspielerin zu hören. Und dann sowas herzerwärmendes!
Das mit dem Redenschreiben werde ich mir mal überlegen (@steffi). Ich brauche ja in nicht allzu ferner Zukunft ein neues Betätigungsfeld, wenn ich keine Schüler mehr ärgern darf.
Erika Behrendt
says:Liebe Kaya,
herzliche Glückwünsche zu eurer Hochzeit!! Ich schaue immer mal wieder bei dir vorbei und habe jetzt einiges Neue entdeckt – Schwäbisch Gmünd (klingt gut – man ist fast versucht auch das Bundesland zu wechseln), Hochzeit (der 6.8. ist ein perfektes Datum, wir haben am 6.8.88 geheiratet und keinen Tag bereut) – alles Gute weiterhin!
Gruß vom R.G.
Erika Behrendt
Sprachspielerin
says:Liebe Erika,
das freut mich aber wirklich sehr, dass du hier liest und kommentierst! Danke für die Glückwünsche! Das spricht ja wirklich für ein gutes/erprobtes Datum! 🙂